Das Double ist geschafft: Die Spiezerin Anja von Allmen sichert sich nach dem Junioren WM-Titel im Laser 4.7 vor exakt einem Jahr nun auch den EM-Titel ! Wir gratulieren herzlich zu dieser Topleistung! Ebenfalls in die Top 10 schaffte es Viktoria Jedlinska (SNG), welche sich den 10. Platz und damit die Silbermedaille in der U16-Wertung sicherte, sowie Emilie Tschanz (GYC/DRCS) auf Rang 15. Bester Schweizer bei den Jungs wurde Benjamin Dufour (SNG), der ebenfalls Rang 15 belegt.
Der Auftakt zur Junioren EM verlief für die amtierende Junioren-Weltmeisterin im Laser 4.7 alles andere als wunschgemäss: Die Starts zu den ersten drei Races misslangen Anja von Allmen (RCO/DRCS) so ziemlich. In den weiteren Wettfahrten platzierte sich die mittlerweile 17jährige Berner Oberländerin an den Laser 4.7 Junioren-EM im portugiesischen Vilamoura jedoch stets in der Top 5 und sicherte sich dank dieser Konstanz bei den Frauen souverän den EM-Titel!
«Die ersten beiden Tage starteten wir schlecht», bestätigt auch Anja’s Coach Damir Nakrst. Anja habe sich als amtierende Juniorenweltmeisterin selber zu sehr unter Druck gesetzt. Dass sie trotz diesem schlechten Auftakt dennoch nicht aufgegeben habe, sondern schliesslich souverän zu EM-Gold gesegelt sei, liege darin, dass sie eine wahre Kämpferin sei: «Als Anja realisiert hat, dass es eigentlich keine grosse Sache ist, war sie nicht mehr zu bremsen und hat ihre Gegnerinnen richtiggehend überrollt», so der Coach mit griechischen Wurzeln.
Ein weiterer Erfolg im Palmarès der Spiezer Segelhoffnung
Jedenfalls fügt Anja von Allmen ihrem bereits jetzt schon beeindruckenden Palmarès mit diesem Titel einen weiteren Erfolg hinzu. Die Gymnasiastin und amtierende Schweizermeisterin im Laser 4.7 hatte zuletzt das Europacup-Gesamtklassement bei den Frauen für sich entschieden und wurde dafür vor einer Woche in Vilamoura entsprechend ausgezeichnet. Anja von Allmen wechselt nun in den Laser Radial und beabsichtigt, Ende Oktober an der Radial Youth EM in Hyères teilzunehmen.
Anja von Allmen: «In diesem Moment ist mein Selbstvertrauen zurückgekehrt!»
Im nachfolgenden Interview mit Anja von Allmen, das wir nach ihrer Rückkehr in die Schweiz geführt haben, lesen Sie, was die Spiezerin zu ihrem Sieg meint.
Swiss Sailing: Anja, zuerst einmal herzliche Gratulation zu diesem erneuten Triumph fast genau ein Jahr nach dem Gewinn der Goldmedaille an den Junioren WM im Laser 4.7. Was war dein erster Gedanke nach der Zieldurchfahrt?
Anja: Ich habe gesehen, wie Damir die Schweizerflagge in die Luft gehalten hat, und dachte nur: Wow! Ich habe es geschafft! Ich habe es wirklich geschafft!
Du hast dich nach zwei schwierigen ersten Tagen gesteigert? Wie ist dir das gelungen?
Ich hatte mich selbst enorm unter Druck gesetzt. Schliesslich war ich Weltmeisterin im Laser 4.7, dann musste ich ja auch in Vilamoura gewinnen! Aber diese Einstellung hat mir offengesagt nicht wirklich geholfen. Die ersten drei Races bin ich jedes Mal schlecht gestartet und habe meinen ursprünglichen Plan nicht befolgt. Ehrlichgesagt hatte ich innerlich bereits ein wenig aufgegeben… Ich dachte, dass die Medaillenplätze eh schon ausser Reichweite sind, und habe folglich nicht mehr gross an das Resultat gedacht. Und siehe da, das 4. Race bin ich endlich gut gestartet, habe den Plan eingehalten – und habe es gewonnen. In diesem Moment ist mein Selbstvertrauen zurückgekehrt, von da an entschieden Damir und ich, am Start kein Risiko mehr einzugehen. Es hat sich gezeigt, dass ich, wenn ich gut starte, also mit Speed, automatisch in den Top10 und dank meiner Vorwind-Technik meistens sogar in der Top5 war…
Die Segelsaison ist dieses Jahr für alle anders verlaufen als geplant. Inwiefern war auch die Vorbereitung auf die EM speziell?
Wir haben im Lockdown zu zweit (mit Emilie Tschanz) auf dem Thunersee trainiert, allerdings auf dem Radial. In den Sommerferien hatten wir dann zwei Vorbereitungswochen auf dem Neuenburgersee und damit für einmal in der Schweiz und nicht wie sonst auf dem Meer. Wir konnten auch keine Regatta segeln, um unser Niveau im Fleet zu überprüfen. Der internationale Vergleich fehlte somit komplett. Das heisst wir hatten keine Ahnung, was wir in Vilamoura zu erwarten hatten, sprich wie stark die Konkurrenz sein wird. Lange Zeit wussten wir auch nicht, ob die EM überhaupt stattfinden würde. Diese Ungewissheit, also nicht zu wissen, worauf man sich vorbereitet, war vor allem mental schwierig. Auch deshalb, weil dies meine letzte Regatta auf dem Laser 4.7. war….
Und was war in Vilamoura die grösste Herausforderung für dich?
Wir Schweizer hatten das Glück, dass wir bis zur EM im Vergleich zu anderen viel segeln konnten. Aber wir wussten trotzdem nicht, was uns an der EM erwartet; die EM selbst war quasi unsere Standortbestimmung für die EM. Ich bin mit hohen Erwartungen gestartet und konnte sie nicht von Anfang an umsetzen. Dieser Druck, den ich mir in der ganzen Vorbereitung und den ersten Tagen selber gemacht habe, war definitiv eine Herausforderung!
Wie geht es nun weiter in Sachen Segelsport?
Da ist noch viel offen. Es geht weiter auf dem Laser Radial, ab sofort… Hoffentlich können wir Ende Oktober die Radial Youth EM in Hyères segeln. Aber das bestimmt wohl auch wieder Covid-19…
Anja von Allmen, wir drücken dir jedenfalls die Daumen und wünschen dir alles Gute für den weiteren Verlauf deiner Segelkarriere!
Source : Swiss Sailing
Photo : Thom Touw