Das neue Datum der Olympischen Spiele steht fest: vom 23. Juli bis zum 8. August 2021 werden unsere Athleten vor Enoshima (JPN) um Medaillen, Diplome und persönliche Bestleistungen segeln! Damit bleibt für die sieben Schweizer Olympiaprojekte zusätzliche 12 Monate Zeit, sich in allen Leistungsfaktoren weiter zu verbessern und noch perfekter vorbereitet an die Spiele in Tokio fahren zu können – ein Chance, die unsere Eliteseglerinnen und -segler gewiss nutzen werden!

Das Olympialogo “Tokyo2020” bleibt übrigens unverändert, genau wie unser Motto: ALL-IN-4-TOKYO

 

Die Segelwelt macht Pause – Interview mit SST-Teamchef Tom Reulein

Die Sportwelt ist zum Stillstand gekommen. Auch Schweizer Elitesegler sind zum „Homeoffice“ gezwungen, zumal alle Segelclubs bis auf weiteres geschlossen sind.

Nach der Verschiebung der Olympischen Sommerspiele 2020 um ein Jahr und der Verlegung vieler anderer Wettbewerbe ist die internationale Sportwelt zum Stillstand gekommen. Viele Schweizer Profisportler stehen vor einer ungewissen Zukunft und existentiellen Fragen. Wie gehen die Schweizer Elitesegler mit dieser schwierigen Situation um? SST Teamchef Tom Reulein spricht über die aktuelle Rolle in der Teamunterstützung.

Lesen Sie das vollständige Interview hier

 

Update zur Olympiaqualifikation

Welche Regatten finden wann statt, wie sieht das neue Qualifikationsystem für die Olympischen Spiele aus, wann selektioniert Swiss Olympic? Viele Fragen und wenig Antworten – zumindestens im Moment, ist es eine schwierige Zeit für jeden Athleten. Bestätigt von World Sailing ist allerdings, dass die bereits erreichten Nationenquoten erhalten bleiben. Der Europäische Qualifikationsevent wird höchstwahrscheinlich anlässlich einer bereits bestehender Regatta wie Palma oder Hyeres im Früjahr 2021 ausgesegelt wird. Sobald das neue Qualifikationssystem von World Sailing veröffentlicht ist, wird der SST Selektionsausschuss gemeinsam mit Swiss Olympic ein überarbeitetes Selektionsreglement vorlegen.

 

Stand der Qualifikation heute:
49er Schneiter Cujean: qualifizierten die Nation für die Weltmeisterschaften in Aarhus (DEN) 2018 und erreichten die persönliche Bestätigungsleistung an der Weltmeisterschaft in Geelong (AUSI) im Februar 2020.
RS:X Mateo Sanz Lanz: Er qualifizierte die Nation bei der RS:X Weltmeisterschaft in Torbole (ITA) 2019 und konnte die persönliche Bestätigungsleistung mit einem 6. Platz am Enoshima (JPN) Testevent im August 2019 ersurfen.
Laser-Radial-Maud Jayet: Nationenquote an WM in Aarhus (DEN) 2018
470M Fahrni/Siegenthaler: Nationenquote durch Reallocation 2020
470M Wagen/Siegwart, Finn Nils Theuninck, Laser Standard Eliot Merceron haben die Nation noch nicht qualifiziert.

 

…und Swiss Sailing Team arbeitet weiter!

Das wichtigste Ziel ist klar: GESUND BLEIBEN und die Ausbreitung des Virus zu bekämpfen – durch #stayhome! Wichtige Regatten wurden deshalb abgesagt, das Wassertraining ist stark eingeschränkt und trotzdem: das Swiss Sailing Team arbeitet hochkonzentriert weiter.

Wichtig ist es, die Athleten und Trainer im Prozess der Leistungsentwicklung zu halten. Dabei hilft natürlich das Konditionstraining zu Hause, aber das alleine reicht nicht: „Wir haben verschiedene Möglichkeiten geschaffen, um miteinander zu kommunizieren und uns weiter zu entwickeln“, erklärt Marco Versari, verantwortlich für das Datenmanagement & Technology. „Im Juniorenbereich wollen wir die Verbindung zwischen den Seglern und den Trainern aufrechtzuerhalten. Dazu nutzen wir alle gängigen Plattformen wie Zoom, Skype, Google Classroom oder Go To Meeting.

Wir arbeiten an der Theorie, wie z.B. den Wettfahrtregeln, indem wir verschiedenen Situationen durchspielen. Dies sind Themen, für die wir meist keine Zeit haben, wenn wir segeln. Wir vereinbaren auch feste Termine zwischen dem Trainer und dem Athleten und führen so die „Skills Evaluation“, die Halbzeitbewertung der Saison, durch.

Für die Elite nutzen wir diese „Pause“, um das Know How von Trainer und Athleten zu vertiefen. Wir setzen daher die Vorbereitung des Callbooks fort, welches eine wichtige strategische Entscheidungshilfe für die Olympischen Spiele sein wird. Dafür zeichnet jeder Trainer seine Meteodaten während der Trainingseinheiten auf und kann sie mit den anderen Mannschaften teilen. Ich bereite Analysen der sogenannten Winning Lanes vor, insbesondere dank der in Enoshima gewonnenen Tracking-Daten. Bis Tokio 2021 werden wir hier ziemlich präzise und umfassende Dokumente haben! »

Und wenn Sie genau wissen wollen, wie Linda Fahrni und Maja Siegenthaler (470M) in den letzten Monaten gearbeitet haben, dann dürfen Sie auf keinen Fall die MySports Sendung am Sonntag Abend um 21.30 Uhr verpassen – es lohnt sich!

Virtual Regatta segeln statt nass werden

Da nicht “in life” gesegelt werden kann, bietet sich mit Virtual Regatta ein gutes Onlinetraining für die “ruhiggestellten” Seglerinnen und Segler an. Virtual Regatta hat in Zusammenarbeit mit World Sailing eine virtuelle Regattaserie für alle wichtigen Ereignisse der nächsten Tage eingerichtet. Trofeo Princesa Sofia, Weltcupserie Genua, Kieler Woche…die Gelegenheit also, sich mit den besten Seglern der Welt zu messen und an Wettfahrttaktik und -strategie zu feilen. Jeder kann mitmachen, hier geht es zur Anmeldung und weiteren Informationen.

Zudem hat der Verband Swiss Sailing eine Schweizer Meisterschaft entwickelt, die im Rahmen der oben erwähnten internationalen Regatten durchgeführt wird. Jeder unter Schweizer Flagge registrierte Segler wird automatisch in die Schweizer Rangliste aufgenommen. Für weitere Informationen

 

Hopital La Tour weiterhin sportmedizinischer Partner von SST

Die Schweizer Eliteseglerinnen und -segler werden während ihrer nun um ein Jahr verlängerten Olympiavorbereitung auf Tokyo 2021 auch weiterhin intensiv von der La Tour Medical Group unterstützt. Neben den Health Checks und den Konditionstests sind SST Teamarzt Dr. Per Bo Mahler und Physiotherapeut Philippe Marchand nun bereits seit 3 Jahren mit dem Team auf Tour:

Wie hat sich denn die Zusammenarbeit mit dem Team bis heute entwickelt?
Philippe: Die Beziehung zu den Athleten sind im Laufe der Zeit immer besser geworden: mehr Vertrauen, mehr Austausch, es hat sich ein richtiger Teamspirit entwickelt. Man hat sich näher kennengelernt, respektiert und schätzt sich sowohl beruflich als auch auf persönlicher Ebene.
Per: Ich habe junge Seglerinnen und Segler kennengelernt, die mich mit ihrem extrem hohen Leistungsniveau beeindrucken. Es hat etwas gedauert, einen Weg für eine effiziente Zusammenarbeit mit den Managern, den Trainern und den Athleten zu finden, weil ich bis jetzt noch in keiner so komplexen Sportart wie dem Segeln unterwegs war. Aber mittlerweile sind wir alle auf derselben Wellenlänge und ich freue mich immer, wenn ich den einen oder anderen unterstützen kann.

Welche Zielstellungen verfolgt ihr beiden denn primär?
Philippe: Ich möchte, dass sie sich gut versorgt fühlen und ihnen zugehört wird. Es ist wichtig, dass sie von einem multidisziplinären und professionellen Team begleitet werden. Das ermöglicht ihnen, sich stetig in ihren Leistungen auf dem Wasser zu verbessern und die hochgesteckten Erwartungen zu erfüllen.
Per: Mein Ziel ist, dass ich sowohl bei Gesundheitsproblemen als auch in der Verletzungsprävention die bestmögliche Unterstützung bieten kann und zudem Zeit für das Zuhören habe. Ich hoffe, ich kann ihnen helfen, ihre Träume zu verwirklichen!

Warum ist der Hopital La Tour eine Partnerschaft mit dem SST eingegangen?
Per: Seit es im L’Hôpital de la Tour die Sportmedizin gibt, haben wir uns immer für den Segelsport interessiert, die ersten olympischen Segler haben wir bereits Ende der 1990er Jahre betreut. Wir konnten dann unseren sportmedizinischen Betreuungsansatz im Segeln perfektionieren, als wir über viele Jahre das Alinghi-Team begleitet haben. Aktuell ist es aber auch eine Herzensangelegenheit, die Olympiaaspiranten für Tokyo 2021 zu unterstützen, weil es diesen trotz höchster sportlicher Anforderungen manchmal an Unterstützung mangelt.

Was genau sind Ihre Aufgaben?
Per: Ich muss dafür sorgen, dass die Athleten bei bester Gesundheit sind und bleiben, also auch präventive Massnahmen umsetzen. Dem Team steht eine umfangreiche Reiseapotheke zur Verfügung und sie können mich jederzeit anrufen, wenn sie irgendwelche gesundheitliche Fragen haben. In der aktuellen Situation mit dem neuartigen Coronavirus übernehme ich zudem die Beratung des Teammanagement bei ihren strategischen Entscheidungen. In Tokio selbst war ich im Rahmen der World Sailing Medical Commission auch aktiv an der Diskussion über extreme Wetterbedingungen beteiligt. Insgesamt geht es darum, ein gutes Netzwerk aufzubauen und Leidenschaft für den Olympischen Segelsport zu zeigen!
Philippe: In vielen Sportarten spielt der Physiotherapeut eine wirklich wichtige Rolle, um den Athleten zur Realisierung von Höchstleistung zu bringen. Zunächst einmal gilt es, die rein körperliche Erholung des Athleten nach einem Trainings- oder Wettkampftag so weit wie möglich zu optimieren, damit er am nächsten Tag wieder fit ist. Durch gutes Zuhören während der Physiobehandlungen kommt aber auch viel persönliches zum Vorscheinber, was vertraulich bleibt. Die Beziehung zum Physio ist diesbezüglich etwas anders als die zum Coach. Ich kann also zusätzlich in für den Sportler wichtigen Momenten zum Verständnis und zur Motivation beitragen!

 

Nationales Leistungszentrum für Segelsport in Lausanne

Das geplante Nationale Leistungszentrum in Lausanne ist das letzte Mosaiksteinchen, welches die Schweiz endgültig in die Gruppe der führenden Segelnationen heben wird. Die gemeinsame Vision von Swiss Sailing und dem Swiss Sailing Team ist nichts weniger als die Eröffnung einer vom Bundesamt für Sport und Swiss Olympic anerkannten Basis im Sportzentrum Dorigny der Universität Lausanne und der EPFL. Dieser Stützpunkt soll alle Bedürfnisse des internationalen Spitzen- und Nachwuchswettkampfsports in Bezug auf Training, Ausbildung und Materialentwicklung sowie eine enge sportwissenschaftliche Betreuung erfüllen. Gleichzeitig bieten die UNIL und die EPFL bereits optimale Bedingungen für die Kombination von Studium und Leistungssport für eine duale Karriere. Der aktuelle Projektplan unter der Leitung von Jean-Claude Ray sieht ein umfassendes Maßnahmenprogramm bereits für das Jahr 2020 vor. Regelmäßige Sportaktivitäten sollen spätestens im Sommer 2021 aufgenommen werden.

 

Schweizer Armee bietet beste Unterstützung für SST Elitesegler

Um ihre Pflicht als Schweizer Bürgerinnen und Bürger zu erfüllen, haben nun auch Seglerinnen und Segler des Swiss Sailing Teams die Möglichkeit, ihren Militärdienst innerhalb ihres langfristig ausgrichteten Olympiaprojektes zu leisten. Nach Nils Theuninck im vergangenen Jahr waren es die 470 Kilian Wagen und Grégoire Siegwart, die der Schweiz im Rahmen ihrer Spitzesport Rekrutenschule dienten.

„Nach drei Wochen in der Kaserne konnten wir die hervorragende Infrastruktur in Magglingen für unser segelspezifisches Training nutzen“, sagt Grégoire. „Als Sportler ist das wirklich eine große Chance! Vor Ort wird uns das Beste geboten: Beratung zur Karriereplanung, Physiotherapeut, Sportpsychologe, Magglingen ist ein echtes Leistungszentrum. Die Armeeverantwortlichen kümmern sich um jedes Detail, sie unterstützen uns, drängen uns zum Fortschritt! Das Beste ist, dass wir in der Spitzensport RS auch zum Segeln gehen konnten. Zusammengerechnet hatten wir fünf intensive Monate, aber es war wirklich ideal, um bzgl. der Leistung auf dem Wasser voranzukommen! Ich habe es wirklich genossen, mit anderen Spitzensportlern zusammen zu sein, die wir sonst so nicht getroffen hätten. Einige von ihnen sind Freunde geworden, die wir uns ein Leben lang bewahren werden. Und schliesslich gibt es auch eine gutes Gefühl, zu den besten Schweizer Sportlerinnen und Sportler gezählt zu werden!“