Kurs Richtung Enoshima

Die wichtigste Veranstaltung des Jahres kann endlich beginnen! Der Olympische Test Event findet vom 17. bis 22. August in Enoshima,(Japan) statt, wo auch die Olympischen Segelwettbewerbe im nächsten Jahr ausgetragen werden. Das Ziel des Schweizer Teams ist klar: Es gilt, so viele persönliche Selektionskriterien wie möglich für die Spiele zu erfüllen. Ein Top 6-8 Resultat stellt eine sogenannte Bestätigungsleistung dar, wohingegen ein Ergebnis in den TOP 5 eine vorzeitige Selektion bedeutet. Dann allerdings fehlt in den Klassen 470er Herren / Damen, im Finn und im Laser Standard noch die sogenannte Nationen Quote, die am Weltcup in Genua im April 2020 erkämpft werden kann (Mateo Sanz Lanz hat noch die Chance, seine Nationen Quote an den RS:X-Weltmeisterschaften zu segeln). Nur im Laser Radial und im 49er ist die Schweiz bereits qualifiziert, dank der Leistung von Maud Jayet und dem Schneiter/Cujean-Duo im vergangenen Jahr bei der Weltmeisterschaft in Aarhus. Neben der persönlichen Qualifikationen verfolgt das Swiss Sailing Teams am Testevent aber noch zahlreiche weitere Ziele: Interne Abläufe und die tägliche Routine an Land und auf dem Wasser, werden in diesem Jahr detailliert simuliert, um für das nächste Jahr so gut wie möglich vorbereitet zu sein. Zudem sollen soviel Erfahrungen und Daten im Olympiarevier wie möglich gesammelt werden.

Athleten :
Maud Jayet, Laser Radial
Mateo Sanz Lanz, RS:X
Linda Fahrni & Maja Siegenthaler, 470W
Sébastien Schneiter & Lucien Cujean, 49er
Nils Theuninck, Finn
Kilian Wagen & Grégoire Siegwart, 470M
Eliot Merceron, Laser Standard

Trainer :
Peter Krimbacher, RS:X
Alvaro Marinho, 470W
Jim Maloney, 49er
Sam Kivell, 470M
Daniel Mihelic, Laser Standard
Nathalie Brugger, Laser Radial

Support Team :
Tom Reulein, Teamleader
Marco Brunner, Leiter Logistik & Support
Marco Versari, Technischer Leiter
Philippe Marchand, Physiotherapeut
Per Mahler, Arzt
Meeno Schrader, Meteorologe
Antonio Otero, Regelberater
Rodrigue Benoit, Chef
Sophia Urban, Kommunikation

Verfolgen Sie das Ereignis live hier!

Beeindruckende Ergebnisse

Sowohl der Nachwuchs als auch die Elite haben in der bisherigen Saison 2019 mit ihren hervorragenden Ergebnissen begeistert. Beim Nachwuchs wurden bereits elf Plätze in den Top 10 erzielt und zwei Medaillen gewonnen (Rosine Baudet an der Laser Radial Junior Europameisterschaft und Nils Theuninck an der Finn U23 Weltmeisterschaft). Die Elite konnte neun Top-10-Ergebnisse und drei Weltcup-Medaillen (Maud Jayet (Laser Radial) und Wagen/Siegwart (470) in Genua, Schneiter/Cujean (49er) in Marseille) ersegeln.

Zuletzt war noch die Bronzemedaille von Nils Theuninck an der Finn Junioren (U23) Weltmeisterschaft, dem Finn Silver Cup, hervorzuheben: „Ich muss gestehen, dass ich nicht ganz zufrieden bin mit diesem dritten Platz, ich hätte es besser machen können. Ich bin in der Woche ziemlich gut gesegelt, habe aber mit meiner Frühstartdisqualifikation viele Punkte für einen Laufsieg verloren, was mich daran hinderte, für die oberste Stufe des Podiums zu kämpfen. Vollständiger Artikel.

Tolles Teamergebnis an den World Sailing Youth Worlds, dem diesjährigen Topereignis im Nachwuchsbereich des Swiss Sailing Teams.. Detaillierte Zusammenfassung hier.

Spitzenleistung

Der Bronzemedaillengewinner des Weltcups von Marseille, Sébastien Schneiter, ist der Steuermann des 49er-Skiffs. Wenige Tage vor dem Hauptereignis des Jahres, sprechen wir mit ihm darüber, wie man es schafft, seine beste Leistung im entscheidenden Moment abzuliefern.

Wie bereitet man seine Form im Alltag optimal vor, um am besagten Tag seine beste Leistung abrufen zu können?
Das ist die Frage, die wir uns jeden Tag stellen! Wir lernen jedes Mal ein wenig mehr dazu, man hört nie auf dazuzulernen im Sport, besonders im Segeln, das so viele verschiedene Qualitäten erfordert. Die Vorbereitung kann von Athlet zu Athlet sehr unterschiedlich sein, es kommt auf die Persönlichkeiten und Bedürfnisse jedes Einzelnen drauf an. Deshalb versuche ich, die Vorbereitung zu finden, die für mich oder unser Team am besten funktioniert, und nicht einfach etwas zu kopieren, was bei einem anderen klappt. Wir legen immer zwischen jedem Trainingsblock und einer Regatta eine Pause von ein paar Tagen ein. Das ermöglicht uns, während des Trainings hart zu pushen! Die Ruhezeit erlaubt es uns dann, all dies aufzunehmen, bevor wir frisch und angriffsbereit für den Höhepunkt zurückkehren.

Wie motiviert man sich nach einem Misserfolg?
Ich erinnere mich dann gerne an meine Ziele, gehe einen Schritt zurück und fokussiere mich darauf, wohin ich gehen und wofür ich kämpfen will. Normalerweise motiviert es mich, so schnell wie möglich wieder an die Arbeit zu gehen, ohne unnötig Zeit zu verschwenden.

Woran denkst du ein paar Stunden vor Beginn der Regatta?
Ich könnte 24 Stunden lang an die Regatta denken, aber wenn ich an Land bin, versuche ich, diese Gedanken auf spezifischere Tageszeiten zu beschränken (wie bei einem Briefing), sonst werde ich nämlich verrückt und unbewusst mental müde, bevor ich überhaupt erst auf dem Wasser bin. Also versuche ich, an etwas Anderes zu denken, auf „Abschalt-/Relax-Modus“ zu schalten, damit ich mich dann auch konzentrieren kann, wenn es wirklich darauf ankommt. Das ist aber nicht immer so einfach!

Und ein paar Minuten vor dem Lauf?
Da sind wir normalerweise voll bei der Sache! Ich denke an den kommenden Lauf, versuche normalerweise, einen strategisch-taktischen Plan zu finden, indem ich die Racing Area mit Lucien beobachte und mich wirklich auf die verschiedenen Phasen der Wettfahrt konzentriere, ohne an das Ergebnis zu denken.

www.teamtiltsailing.ch

Die mentale Stärke im Mittelpunkt der Vorbereitung

Wenn es in der Schweiz einen Spezialisten für die mentale Vorbereitung von Spitzensportlern gibt, dann ist er es. Jörg Wetzel hat die besten Schweizer AthletInnen auf höchstem Niveau begleitet und ist seit letztem Jahr Teil des Swiss Sailing Teams. Wenige Monate vor den Olympischen Spielen wird die mentale Stärke der SeglerInnen zu einem der Hauptthemen der Diskussion und Vorbereitung, um Spitzenleistungen zu erwarten. „Wir wissen, dass man, um die beste Leistung auf dem Wasser zu erbringen, mental stark sein muss. Wir haben diese Arbeit im vergangenen Jahr in Andermatt begonnen und haben ein langfristiges Arbeitsziel. Es ist eine Herausforderung, mit diesem ambitionierten jungen Team zusammenzuarbeiten, das aus vielen verschiedenen Charakteren besteht! »

Er erklärt uns in einem Video seine Arbeit mit SST.

Die Zukunft im Olympischen Segelsport

SST Teamchef Tom Reulein gibt einen Ausblick aus Schweizer Sicht.

Die 10 Olympischen Segeldisziplinen in Paris/Marseille 2024 werden sich deutlich von denen in Tokio 2020 unterscheiden – das hat der Weltverband World Sailing in Abstimmung mit dem IOC entschieden. Der Finn ist raus, der 470er wird Mixed gesegelt. Neu aufgenommen in das Olympische Programm ist nun ein Mixed Kitesurf Event sowie ein 3-4 Tage andauerndes Offshore Race, ebenfalls Mixed. Ob das Windsurfen am Ende noch zum einem Foiling Event wird ist noch offen.
«Natürlich tun uns diese Entscheidungen schon ein bisschen weh, weil wir ja gerade im 470er und Finn leistungsstarke und noch junge AthletInnen im Team haben, die eine zweite oder sogar dritte Olympiakampagne fahren könnten.» so SST Teamchef Tom Reulein «Zudem fehlt dann eine Bootsklasse für schweren Herren. Aber neue Disziplinen bieten immer auch Chancen und die Schweiz verfügt ja über starke Seglerinnen und Segler im Offshore Racing. Zudem zeigt sich im Kitesurfen schon die ein oder andere Option. Unser Focus liegt jetzt voll auf Tokio 2020, aber vor den Spielen ist nach den Spielen, schon im September sollte es ja nahtlos weitergehen.»

Ein langfristiger Leistungsaufbau ist im Olympischen Segelsport eine unabdingbare Voraussetzung und dementsprechend umfassend und systematisch wird auch die Nachwuchsförderung im Swiss Sailing Team betrieben. «Wir haben in den vergangenen Jahren deutlich in Quantität und Qualität der Nachwuchsprogramme investiert und das zahlt sich jetzt aus. Das Ergebnis der World Sailing Jugend-WM in Polen hat gezeigt, dass wir beinah in allen Disziplinen in die TOP 10 segeln können» erklärt Tom Reulein weiter. «Um für Paris 2024 und Los Angeles 2028 einen noch besseren Output für die Olympischen Disziplinen hinzubekommen, müssen wir die ein oder andere Anpassung in der Nachwuchsförderung vornehmen. Vor allem der Übergangsbereich vom Youth Team zum C-Kader muss weiter gestärkt werden. Im Moment evaluieren wir zudem, den 29er in unsere Förderung aufzunehmen, um den momentanen Trend in vielen Schweizer Clubs zu nutzen und die Talentebasis zu verbreitern. Damit würden wir die beiden Skiff Disziplinen 49er und 49er FX noch besser füttern können».

Anlässlich der Olympischen Spiele in Paris 2024 werden die Segelwettbewerbe in der Bucht von Marseille ausgetragen. «Das ist natürlich perfekt und verschafft uns einen echten Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Nationen, die weit anreisen müssen. Solchen Rahmenbedingungen lassen eine bestmögliche Olympiavorbereitung zu!»

Regattakalender

  • Ready Steady Tokyo – sailing, Enoshima (JPN) : 17.-22.8
  • Coupe du Monde, Enoshima (JPN) : 6.-16.9
  • RS:X Weltmeisterschaft, Torbole (ITA) : 12.-22.9
  • 49er Weltmeisterschaft, Auckland (NZL) : 29.11-8.12
  • Finn Weltmeisterschaft, Melbourne (AUS) : 13.-21.12