Kurs auf Paris 2024 mit neuen olympischen Klassen

Nach der Verschiebung der Olympischen Spiele von Tokio auf 2021 bleibt nur wenig Zeit für die Vorbereitung auf Paris 2024. Entsprechende Kampagnen werden darum kurz und intensiv sein. Zudem wurden für die nächsten Olympischen Spiele fünf von insgesamt zehn Segeldisziplinen angepasst – was grosse Veränderungen für die Seglerinnen und Segler, aber auch für die Coaches und die gesamte Organisation des Swiss Sailing Teams mit sich bringt.

Die Trofeo Princesa Sofía, die erste internationale Regatta im neuen Olympia-Zyklus, fand Anfang April vor Palma de Mallorca statt. An der Regatta nahmen über 1000 Athletinnen und Athleten aus 62 Nationen teil – darunter auch die Kadermitglieder des Swiss Sailing Teams, die sich für die nächsten Olympischen Spiele qualifizieren wollen.

Geprägt wird der olympische Segelsport in der Schweiz in den nächsten Jahren von den folgenden Namen: Linda Fahrni / Cyril Schüpbach sowie Yves Mermod / Maja Siegenthaler auf dem 470 Mixed, Maud Jayet, Rosine Baudet sowie Anja von Allmen auf dem ILCA6, Gauthier Verhulst auf dem ILCA7, Joshua Richner / Nilo Schärer auf dem 49er, Bruce Kessler auf dem Formula Kite und Elia Colombo, Matteo Benz sowie Sebastian Schärer auf dem iQFoil. Sebastian Schärer und Bruce Kessler waren in Palma nicht anwesend, werden aber bei der Semaine Olympique Française vom 23. bis 30. April in Hyères mit dabei sein.

Um den Bestrebungen des IOC nach mehr gemischten Disziplinen und einem ausgeglichenen Gender-Verhältnis weiter entgegenzukommen, wird die 470-Klasse neu mixed gesegelt. Kiten ist auf dem Formula Kite erstmals olympisch und das Windsurfen wird statt auf dem RS:X-Board neu auf dem iQ-Foil ausgetragen. Dafür wurde die Finn-Klasse aus dem Programm gestrichen.

Entsprechend wird bei den Olympischen Spielen 2024 – als Austragungsort für die Segelregatten wurde Marseille bestimmt – in den folgenden zehn Klassen um Medaillen gekämpft:

•    Men’s One Person Dinghy – ILCA 7
•    Women’s One Person Dinghy – ILCA 6
•    Mixed Two Person Dinghy – 470
•    Men’s Skiff – 49er
•    Women’s Skiff – 49erFx
•    Men’s Kiteboard – Formula Kite Class
•    Women’s Kiteboard – Formula Kite Class
•    Men’s Windsurfing – iQFoil
•    Women’s Windsurfing – iQFoil
•    Mixed Multihull – Nacra 17

Entdecken Sie alle olympischen Klassen auf diesem Video des letzten Tages der Trofeo Princesa Sofía (© World Sailing) 

 

470 Mixed: Zwei Schweizer Teams streben eine Teilnahme an den Spielen 2024 an

Yves Mermod, Maja Siegenthaler, Linda Fahrni, Cyril Schüpbach und Toni Ripoll © Sailing Energy

 

Es ist eine spezielle Geschichte: Linda Fahrni und Maja Siegenthaler, die schon als Juniorinnen gemeinsam auf dem 420 unterwegs waren und später auf dem 470 die Schweiz an den Olympischen Spielen in Rio und Tokio vertraten, sind nun Rivalinnen auf dem Weg nach Paris 2024.

Die beiden neuen, nun gemischten Teams – Linda Fahrni / Cyril Schüpbach und Yves Mermod / Maja Siegenthaler – trainieren zusammen: «Es ist schön, gemeinsam segeln zu können», sagt Maja Siegentaler. «In den letzten zehn Jahren waren Linda und ich mehr oder weniger alleine unterwegs. Das Training mit zwei Teams ermöglicht es uns, unser Wissen zu teilen und verschiedene Trimm-Einstellungen zu vergleichen. Das führt zu schnelleren Lösungen und zudem pushen wir uns jeden Tag gegenseitig.»

Die Trofeo Princesa Sofía war der erste Weltcup der neuen 470 Mixed-Klasse und mit fast 70 Teams ein richtiger Erfolg. «Es war das grösste Regattafeld, das wir je erlebt haben», sagt Linda Fahrni. «Zuvor waren bei den reinen 470 Frauen jeweils höchstens 30 Boote am Start.»

Die beiden Teams sind zwar neu zusammengesetzt, doch die vier Mitglieder kennen sich schon gut: «Yves und ich hatten in den letzten beiden Jahren auf Grund der Pandemie die Möglichkeit, mit Linda und Maja für Tokio 2021 zu trainieren», erzählt Cyril Schüpbach. «Die Trainings funktionierten sehr gut, so dass es für Yves und mich ein Traum war, das olympischen Abenteuer mit Linda und Maja fortzusetzen. Aber natürlich mussten sich die Frauen zuerst entscheiden, ob sie eine weitere Olympia-Kampagne segeln wollten.»

Linda traf ihre Entscheidung relativ schnell: «Ich habe mich nicht zuletzt darum positiv entschieden, weil es eine kurze olympische Kampagne ist. Ausserdem finden die Spiele in Marseille statt, was die ganze Logistik wesentlich vereinfacht. Weil ich Cyril schon sehr gut kenne und ich ja relativ klein und leicht bin, blieb der 470 die beste Option für mich

Auch wenn sich die Teams schon gut kennen und längere Zeit gemeinsam unterwegs waren, ist ein entscheidender Faktor ganz neu: Sie müssen gegeneinander segeln, um sich für die Spiele 2024 zu qualifizieren.

Neunzehn 470 Mixed werden 2024 vor Marseille an den Start gehen können. Die erste Gelegenheit, sich zu qualifizieren, sind die Weltmeisterschaften 2023 in den Niederlanden: «Es wäre toll, wenn wir die Nationenqualifikation der Schweiz bei dieser ersten Gelegenheit schaffen würden», erklärt Linda. «Darauf arbeiten wir gemeinsam hin. Später steigt der Druck und es gibt immer weniger Plätze.» Wenn die Schweiz die Nationenqualifikation schafft, wird es anschliessend einen internen Selektionsprozess geben, welches der beiden Teams zu den Spiele fahren kann.

Ergebnisse 470 Mixed bei der Trofeo Princesa Sofía
19. Platz: Yves Mermod / Maja Siegenthaler
34. Platz: Linda Fahrni / Cyril Schüpbach.

iQFoil: Neues olympisches Material im Windsurfen

Matteo Benz, Elia Colombo und Fabio Fumagalli © Sailing Energy

 

Seit 2008 trugen die Windsurfer ihre Olympia-Wettkämpfe auf dem RS:X aus – zuletzt holte Mateo Sanz Lanz 2021 in Tokio ein Diplom für die Schweiz. Für die Spiele von Paris 2024 kommt nun erstmals das iQFoil zum Einsatz. Damit ist das Foilen auch im olympischen Segelsport erstmals angekommen.

Beim Swiss Sailing Team trainieren die iQFoils als sogenannte «Squad». Elia Colombo, Matteo Benz und Sebastian Schärer bilden ein Team und sind gemeinsam unterwegs.

«Wir sind mit dem Training im Squad-Format sehr zufrieden», sagt Elia. «Wir pushen uns gegenseitig und wachsen als Gruppe. Es ist toll, zusammen zu segeln». Matteo ergänzt: «Elia ist der erfahrenste Segler, was für die Jüngeren eine grosse Motivation ist. So können wir uns miteinander messen.»

Die Trofeo Princesa Sofía war für Elia und Matteo eine erste Gelegenheit für eine Standortbestimmung auf internationalem Level. Sebastian Schärer konnte aufgrund seines Studiums nicht dabei sein. Er wird jedoch Ende April bei der Semaine Olympique Française in Hyères ebenfalls an den Start gehen.

Die Europameisterschaft der iQFoils findet vom 15. bis 22. Mai am Gardasee in Italien statt – es wird die erste ganz wichtige Regatta in dieser Saison sein

Ergebnisse iQFoil bei der Trofeo Princesa Sofía
16. Platz: Elia Colombo
47. Platz: Matteo Ben

Interview mit Christian Scherrer, CEO der SST AG (auf Englisch)

Seit Januar 2022 ist Christian Scherrer neuer Teamchef des Swiss Sailing Teams. Wir trafen ihn in Palma anlässlich der Trofeo Princesa Sofía.

Video hier