Ein Sommer in Marseille, dem Olympiarevier 2024, für die Schweizer Elite

Swiss Sailing Team verfügt über eine exklusive Trainingsbasis im Yacht Club Pointe Rouge in Marseille, dem Segelrevier der olympischen Regatten von Paris 2024. Die vom Team aufgebaute Infrastruktur beherbergt die Seglerinnen und Segler des Schweizer Kaders, damit ihre Vorbereitung auf die Spiele so reibungslos wie möglich verläuft.

Die verschiedenen Bootsklassen des Kaders von Swiss Sailing Team hatten während des Sommers die Möglichkeit, hier zu trainieren: die 470 Mixed, ILCA 6 und 7, 49er und iQFoil.

«Wir hatten sehr gute Bedingungen mit verschiedenen Windrichtungen und -stärken», berichtet Linda Fahrni, Skipperin 470 Mixed. «Wir haben schon viel gelernt.»

Die beiden 470-Mixed-Teams trainierten im Juli in der Bucht von Marseille und fanden günstige Segelbedingungen vor. «Es ist tatsächlich ein sehr guter Ort, um thermische Winde zu bekommen», erklärte Marco Versari, Data und Technology Manager von Swiss Sailing Team. «Meistens frischte der Wind um die Mittagszeit auf und flaute gegen Abend wieder ab. Die Athleten konnten solide Trainingseinheiten absolvieren.» Marseille hat ein typisch mediterranes Klima mit einem relativ milden Winter und einem heissem Sommer, bei dem sich die Thermik entsprechend gut aufbauen kann.

Auch die ILCA6-Squad kam in den Genuss von Trainings und Regatten vor Marseille. Maud Jayet, Anja von Allmen und Rosine Baudet konnten viele Stunden auf dem Wasser verbringen.

«Wir haben viel Zeit damit verbracht, gemeinsame Werte und Standards für die Kommunikation als Gruppe festzulegen», erklärte Mikael Lundh, Trainer der Squad. «Mauds Erfahrung spielt eine wichtige Rolle dabei, den jungen Athletinnen den Weg zu weisen. In unserer Squad bemühen wir uns um ein ausgewogenes Programm, das sich auf die individuelle Weiterentwicklung konzentriert und das jeder Athletin ermöglicht, Zeit für die Verbesserung ihrer physischen und mentalen Fähigkeiten aufzuwenden.»

Zwischen den Trainingsblöcken nahm die ILCA6-Squad an der Coach-Regatta teil, bei der Maud Jayet den zweiten Platz belegte: «Wir konnten acht Läufe bei sehr unterschiedlichen Bedingungen segeln», erzählte sie. «Es war ein gutes Gefühl zu sehen, dass ich in dem Revier, in dem die nächsten Olympischen Spiele stattfinden werden, an der Spitze mithalten konnte!»

 

Das Notice of Race für den Testevent von Paris 2024 ist online!

Der Testevent für die Olympischen Spiele Paris 2024 wird vom 7. bis 16. Juli 2023 vor Marseille stattfinden. Die Ausschreibung ist bereits auf der Olympia-Website von World Sailing zu finden. Dort gibt es auch eine Karte des Segelreviers sowie ein Dokument, das die Absichten der Veranstalter in Bezug auf die Regattaformate für die Windsurfer und die Kites sowie die Regeln für die Punktevergabe erläutert.

Diese Informationen finden Sie hier.

 

Rigo de Nijs ist neuer Trainer der Schweizer iQFoil-Squad

Rigo de Nijs ist seit 1989 als Trainer tätig. Zunächst trainierte er zehn Jahre lang das niederländische Nationalteam. Dabei gewann er 1992 bei den Olympischen Spielen in Barcelona eine Bronzemedaille und 1996 bei den Spielen in Atlanta sogar eine Silber- und eine Bronzemedaille. Anschliessend begleitete er andere Teams in anderen Nationen: zehn Jahre lang das deutsche Nationalteam, zwei Jahre lang das dänische Team und eine Saison das US-amerikanischen Team. Rigo widmete sich auch zwei Jahre lang dem Training eines Teams für das Volvo Ocean Race und war Cheftrainer des Kieler Yachtclubs. Zu seinen Erfolgen zählen mehrere olympische Medaillen, ein Sieg beim Volvo Ocean Race sowie Welt- und Europameistertitel in olympischen Bootsklassen.

Wir haben Rigo de Nijs gefragt, was seine grösste Herausforderung bei seiner aktuellen Trainer-Station sei. «Die Klasse der iQFoils ist noch so neu, dass es schwierig ist, diese Frage zu beantworten», erklärte er. «Ich hoffe, dass es mir gelingt, das tägliche Training so hochwertig wie möglich zu gestalten. Ich werde mich eher auf die Qualität als auf die Quantität der Trainingseinheiten konzentrieren – aber es wird trotzdem intensiv sein! Wir möchten der Squad die Möglichkeit geben, auch mit Athletinnen und Athleten aus anderen Ländern zu trainieren, um Fortschritte zu machen. Normalerweise braucht es sechs Jahre harte Arbeit, um bei Olympia eine Chance auf eine Medaille zu haben. Aber iQFoil ist eine neue Disziplin und Vieles ist noch unklar. Bis die olympischen Standards festgelegt sind, dauert es zwei oder drei Jahre – wir werden darum erst nächstes Jahr sehen, wo das Schweizer Team im internationalen Vergleich wirklich steht. Die bisherigen Ergebnisse sind kaum als Bewertungsgrundlage zu verwenden, da die Entwicklung der Klasse noch nicht abgeschlossen ist! Wir müssen uns wirklich auf die Stärken und Schwächen jedes Einzelnen konzentrieren, damit wir auf dem Wasser Fortschritte machen können.»

 

Anja von Allmens Debüt in der Elite

© Sailing Energy

Anja von Allmen nahm in Palma bei der Trofeo Princesa Sofia an ihrem allerersten Weltcup teil. Es war – im Hinblick auf die Olympischen Spiele Paris 2024 und ihre weitere seglerische Laufbahn – ihr erster Einsatz bei der Elite. Nachdem Anja ihre Matura bestanden hat, kann sie sich nun voll und ganz auf das Trainingsprogramm der ILCA-6-Squad konzentrieren – eine Herausforderung für die junge Seglerin.

Anja, wie lange segelst du schon?
Ich segle seit 2011, also seit 11 Jahren. Ich habe auf dem Optimist angefangen, bin dann mit 15 auf die ILCA 4 umgestiegen und segele jetzt ILCA 6.

Wie läuft das Training in der Squad ab?
Das Training läuft sehr gut. Maud Jayet ist eine Topseglerin, es ist toll, mit ihr und Rosine Baudet trainieren zu können. Maud treibt uns sehr an. Ich finde es gut, dass wir ein Schweizer Squad haben: Wir pushen uns gegenseitig und motivieren uns immer wieder, noch mehr zu geben. Während des Trainings geht es darum, sich auf den Moment zu konzentrieren, zu versuchen, die Anstrengungen zu vergessen und sie zu überwinden.

Was war deine beste Leistung?
Ich würde sagen, die Youth Worlds in Oman, wo ich die Silbermedaille auf der ILCA 6 gewonnen habe. Ich musste enorm kämpfen, es gab Höhen und Tiefen. Unvergesslich sind natürlich auch die Weltmeisterschaften auf der ILCA 4, bei denen ich in Kingston, Kanada, den Titel holen konnte.

Was kannst du über dein physisches Training sagen?
Ich trainiere fünfmal pro Woche. Das ist aber auch nötig: Wenn ich es nicht tue, spüre ich es auf dem Wasser. Die physische Komponente gehört beim Segeln halt dazu.

Was sind deine Ziele?
Mein Traum wäre es, mich für Paris 2024 zu qualifizieren – und ich arbeite hart daran, dieses Ziel zu erreichen. Etwas längerfristig gedacht möchte ich natürlich an den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles teilnehmen. Ein konkretes Ziel möchte ich mir im Moment noch nicht setzen – aber ich träume von Medaillen und arbeite hart daran…

Was bedeutet es für dich, Teil von Swiss Sailing Team zu sein?
Es ist grossartig, dass alle Seglerinnen und Segler aus der Schweiz gemeinsam unterwegs sind. Auch wenn jede und jeder für sich unterwegs ist, sind wir doch ein grosses Team. Das Ziel ist nicht nur, individuell stärker zu werden, sondern auch die Schweiz als Segelnation zu vertreten, was wirklich toll ist.

Was bringt dir die Unterstützung von SST?
Meine Squad und ich haben das Glück, dass wir mit Mikael Lundh einen Top-Trainer haben. Es ist auch toll, Teil eines Teams zu sein und zu wissen, dass man sich gegenseitig unterstützen kann. Auf finanzieller Ebene macht es mein Leben eindeutig viel einfacher.

 

Titelbild : © Christian Souchet / YCPR Marseille